Élet-Stílus

Neues Deutsches Kino: Das Leben der Anderen

Filmische Aufarbeitung der DDR-Geschichte mit Oscar-Auszeichnung
Regisseur: Florian Henckel von Donnersmarck, 2006

Ostberlin, Mitte der achtziger Jahre. Das idyllische Leben eines Künstlerpaars – Georg Dreyman ist Regisseur, Christa-Maria Sieland Schauspielerin – wird durch die „oberste Macht“ der Staatssicherheit zerstört. Zwar wehrt sich das Paar, die Politik in ihre vier Wände eindringen zu lassen, doch gegen die Stasi und ihre Mittel sind sie machtlos. Zuerst wird der Regisseur damit konfrontiert, welche Konsequenzen das jahrelange Berufsverbot für die Seele eines Künstlers haben kann: Einer seiner besten Freunde und inniger Vertrauter begeht Selbstmord, nachdem er und seine Werke sieben Jahre lang auf der Verbotsliste waren. Dieses Drama bringt zwar den Glauben des Regisseurs Dreyman an die Werte und Prinzipien des Sozialismus ins Wackeln, zur persönlichen Tragödie kommt es aber erst, als der Kulturminister die schöne Schauspielerin Sieland in eine Affäre zwingt. Um seinen Konkurrenten aus dem Weg zu räumen, setzt der Minister die Beamten der Stasi auf Dreyman an, sie sollen Beweise für seine Untreue gegenüber dem sozialistischen System finden, damit er aus dem Weg geräumt werden kann. Der Stasi-Offizier Gerd Wiesler, der eigentlich bei Verhören keine Gnade kennt und sogar an der Stasi-Hochschule für seine unmenschlichen Methoden berüchtigt ist, wird damit beauftragt, das Künstlerpaar zu beobachten.

Ihre Wohnung wird verwanzt, keine Minute lang kann sich das Künstlerpaar unbeobachtet bewegen, doch sie ahnen davon nichts. Doch nicht nur die Beobachteten verändern sich unter dem brutalen Druck ihres Schicksals, auch der Beobachter Wiesler wird mitgerissen: Je länger sich der Abhörspezialist mit dem Paar befasst, desto mehr wird seine Loyalität zum Staat auf die Probe gestellt. Die für ihn fremde Welt der Kunst und Literatur, das freie Denken und Reden, die wahren Freundschaften und die gelebten Leidenschaft faszinieren ihn, immer mehr wird er in ‘Das Leben der Anderen’ hineingezogen. Irgendwann wird der Jäger zum Mitstreiter, der die vermuteten Staatsfeinde in Schutz nimmt – und sie selbst dann nicht verrät, als er erfährt, dass Dreyman für die westdeutsche Zeitschrift „Der Spiegel“ einen Artikel über die offiziell totgeschwiegenen Selbstmorde in der DDR verfasst und diesen nach Westdeutschland rausschmuggeln lässt.

Ein starker Film, ein explosives Thema, eine spannende (wenn auch für manche Kritiker Hollywood-artig märchenhaft vorkommende) Geschichte. ‘Das Leben der Anderen’ stellt die Künstlerszene der DDR und die Stasi-Methoden dokumentarfilmartig dar. Jede Szene sitzt, jedes kleine Detail passt. Mit dieser Genauigkeit erreicht der Regisseur, dass der Zuschauer selbst in den Beobachterstatus hineinrutscht – und sich allmählich wie Teil einer rollenden und unaufhaltbaren Maschinerie fühlt. Der Film verdeutlicht über das Schicksal der Einzelnen hinaus die Funktionsweise des gesamten Stasi-Systems – und übt ohne große Gesten oder Worte Kritik an den Methoden der Stasi.

‘Das Leben der Anderen’ war der große Abräumer beim Deutschen Filmpreis 2006: Der Film gewann sieben Preise, darunter auch den Preis „Bester Spielfilm“. 2007 gelang dem Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck auch der internationale Durchbruch: Sein Film gewann den Oscar-Preis in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“.

Der Film ‘Das Leben der Anderen’ läuft im März-April 2007 in mehreren Budapester Kinos in Originalsprache mit ungarischem Untertitel.

Loretta Huszak

Mögliche Fragen für den Sprachunterricht:
– Kein Happy End und düstere Stimmung: ist die Grundgeschichte wirklich Hollywood-mäßig?
– Mit welchen Mitteln erreicht der Film, dass die Zuschauer sich betroffen fühlen?
– Wirkt der Film wohl anders auf Deutsche als auf Ungarn?

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